KULTUR – KUNST – NACHHALTIGKEIT

Die Bedeutung von Kultur für das Leitbild Nachhaltige Entwicklung

FACHTAGUNG: des Instituts für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. 
in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt,
am 10./11. Januar 2002
in der Akademie der Künste, Berlin

 

Im September 2002 wird in Johannesburg der »Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung« stattfinden. Aufgabe dieser Konferenz ist es zu überprüfen, wie die Beschlüsse und Programme des »Weltgipfels für Umwelt und Entwicklung« 1992 in Rio de Janeiro umgesetzt worden sind und welche Probleme dabei auftreten. Im Mittelpunkt steht das in Rio sehr detailliert ausgearbeitete Aktionsprogramm Agenda 21 für eine ökologisch und sozial nachhaltige Entwicklung.

Die Beschlüsse von Rio und die Agenda-Prozesse haben eine doppelte Zielausrichtung: Zum einen beinhalten sie ein verändertes Mensch-Natur-Verhältnis verbunden mit intergenerationeller Gerechtigkeit und zum anderen eine Neuorientierung globaler Entwicklungszusammenarbeit im Sinne internationaler Gerechtigkeit – vor allem im Nord-Süd-Verhältnis.

Das die Agenda 21 prägende Leitbild »Nachhaltigkeit« beinhaltet eine grundlegende Überprüfung bisheriger Normen, Werte und Praktiken in allen Gesellschaftsbereichen und ist deshalb im Kern eine kulturelle Herausforderung. Dennoch steht eine breitere Debatte der kulturell-ästhetischen Dimension von Nachhaltigkeit, wie sie im »Tutzinger Manifest« (http://www.kupoge.de/ifk/tutzinger-manifest) gefordert wird, noch aus.

Bislang spielen Kultur und Kunst in der Nachhaltigkeitsdebatte und in den Agenda 21-Prozessen erst eine geringe Rolle:

  • In den Kommunen findet eine Einbindung kultureller Praxis in die Agenda 21-Prozesse, das heißt eine Verknüpfung des Leitbildes Nachhaltigkeit mit kulturellen Leitbildern und Aktivitäten, noch kaum statt;

  • nur sehr wenige Künstler/innen setzen sich unmittelbar mit dem Leitbild Nachhaltigkeit auseinander;

  •  eine Ästhetik der Nachhaltigkeit gibt es allenfalls in ersten Ansätzen;

  • in den Debatten überwiegen naturwissenschaftliche und technische, sozial- und wirtschaftspolitische Begrifflichkeiten.

Die Ausblendung von Kultur aus den Nachhaltigkeitsdiskursen hat ihre Entsprechung in einem weitgehenden Ignorieren ökologischer Fragestellungen seitens der Kulturpolitik.

Und obwohl sozialwissenschaftlichen Untersuchungen zufolge gegenwärtig eine sehr große latente Nachfrage nach einem mit positiven Zukunftserwartungen verbundenen Leitbild besteht, hat noch kaum eine Integration von »Nachhaltigkeit« in das Alltagsbewusstsein stattgefunden. Was dem Begriff bislang zum Leitbild fehlt, ist seine »kulturelle Anschlussfähigkeit« an die Lebenswelten der Industriegesellschaften.

Woher rührt die Kulturferne des Projektes »Nachhaltigkeit«?

Weshalb werden ökologische Fragestellungen in der kulturellen Praxis und in kulturpolitischen Konzeption weithin ignoriert?

Was sind die Potenziale einer verstärkten Einbeziehung kulturell-ästhetischer Gestaltungskompetenz in die gesamtgesellschaftliche Suche nach zukunftsfähigen Lebens- und Wirtschaftsweisen?

Die Fachtagung widmet sich diesen Fragen in Hintergrundbeiträgen namhafter ExpertInnen, mit der Präsentation und Diskussion ausgewählter Praxisbeispiele sowie in zwei Podiumsdiskussionen.

Ziel ist dabei

  • der Austausch und die Vernetzung von Multiplikator/innen der Bezugsfelder Nachhaltigkeit einerseits und Kunst und Kultur andererseits;

  • eine Sensibilisierung für die erforderliche Erweiterung sowohl des derzeitigen Verständnisses von Nachhaltigkeit als auch der überkommenen Kulturbegriffe;

  • die Diskussion eines kultureinbindenden Verständnisses von Nachhaltigkeit und einer Öffnung kulturpolitischer Praxis für Nachhaltigkeitsstrategien;

Hierzu laden wir an der Thematik interessierte Multiplikator/innen aus dem Bezugsfeld Ökologie und Nachhaltigkeit – insbesondere Akteure kommunaler Agenda 21-Prozesse – und aus dem Bezugsfeld Kultur und Kunst – insbesondere Mitarbeiter/innen kommunaler Kultureinrichtungen – sowie weitere Interessierte herzlich ein.

DAS PROGRAMM

Donnerstag, 10. Januar

11.00 Begrüßung: Kultur, Kunst und Nachhaltigkeit?
Prof. Werner Schenkel, 1. Direktor am Umweltbundesamt
11.30 Schwierigkeiten der Kommunikation von Nachhaltigkeit
Dr. Harald Schoembs, Dr. Michael Wehrspaun, Umweltbundesamt
11.50 Praxisbeispiel 1: Theater und Nachhaltigkeit
Andreas Pallenberg, Wissenschaftsladen Bonn e.V.
12.20 Kaffeepause
12.45 Praxisbeispiel 2: Sinnes- und Wahrnehmungsbildung. Ein kultur-ästhetisches Programm zur Ökologie von Lernen und Erfahrung
Dr. Wolfgang Zacharias, Pädagogische Aktion/Spielkultur e.V., München
13.15 Praxisbeispiel 3: Der nachhaltige Filmblick
Bildungs- und Produktivprojekt mit Sinnflut, Jugend-Nachrichtenagentur für ökologische und soziale Kreativität, Berlin
Mittagspause
15.00 Praxisbeispiel 4: Zukunft(s)Formen. Interkulturelle Kompetenz unter der Herausforderung der Agenda 21
Tina Jerman, Exile Kulturkoordination e.V., Essen
15.30 Praxisbeispiel 5: Incorporated Citizen´ Futures. Die Nachhaltigkeit der Städte
Adam Page/Eva Hertzsch, Künstler, Dresden
16.00 Nachhaltigkeitspolitik und Kulturpolitik – eine Verbindung mit Zukunft?
Monika Griefahn, Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Kultur und Medien, Berlin
16.45 Kaffeepause
17.00 PODIUM I – KULTUR UND NACHHALTIGKEIT
Mit: Dr. Günther Bachmann, Leiter der Geschäftsstelle des Rates für Nachhaltige Entwicklung, Berlin, Monika Griefahn, Tina Jerman, Adam Page/Eva Hertzsch, Prof. Werner Schenkel, Bernd Wagner  und Plenumsdiskussion
18.30 Abendpause
20.00 Vernissage der Ausstellung »Primavera« mit Arbeiten der Künstlerin Eleonore Straub im Umweltbundesamt
  Moderation: Dr. Hildegard Kurt, Kulturwissenschaftlerin, Berlin
Bernd Wagner, Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft, Bonn

 

Freitag, 11. Januar

9.30 Leben und Kunst: Ein Gegensatz auf Einheitskurs?
Dr. Michael Haerdter, Kunsthistoriker, ehem. Leiter des Künstlerhauses Bethanien, Berlin
10.30 Kaffeepause
11.00 Praxisbeispiel 6: Das Leitbild Nachhaltigkeit in der kommunalen Kulturpraxis
Dr. Dorothea Kolland, Leiterin des Kulturamts Neukölln, Berlin
11.30 Praxisbeispiel 7: Kunst, Treibhauseffekt, Nachhaltige Entwicklung. Das Projekt »Greenhouse« an der Universität Lüneburg
Larissa Buchholz, Dr. Ulf Wuggenig, Kunstraum Lüneburg, Universität Lüneburg
12.00 Mittagspause
13.00 Praxisbeispiel 8: Die Murmelmaschine. Kunst als Kommunikationsmedium für Umweltthemen
Samuel Fleiner, Künstler, Langenzell
13.30 Praxisbeispiel 9: Die Rückkehr des Raumes. Eine nachhaltige Skulptur
George Steinmann
, Künstler, Bern
14.00 PODIUM II – KUNST UND NACHHALTIGKEIT
Mit: Larissa Buchholz, Samuel Fleiner, Dr. Michael Haerdter, Dorothea Kolland, George Steinmann, Eleonore Straub, Dr. Ulf Wuggenig und Plenumsdiskussion
Moderation: Dr. Thomas Röbke, Institut für soziale und kulturelle Arbeit, Nürnberg
Dr. Hildegard Kurt, Kulturwissenschaftlerin, Berlin
Ende ca. 16.00

ANMELDUNG
Ihre Anmeldung erbitten wir schriftlich. Sie wird nicht bestätigt und ist verbindlich, sollten Sie von uns nicht spätestens zwei Wochen vor Tagungsbeginn eine Absage wegen Überbelegung erhalten. Anmeldeschluss ist der 20.12.2001.

Bitte adressieren Sie Ihre Anmeldung an:
Bernd Wagner, Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft e. V., Haus der Kultur, Weberstr. 59a, 53113 Bonn, Fon 0228 / 20167-0, Fax 20167-33, wagner@kupoge.de, http://www.kupoge.de.

Tagungsort
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin, U-Bhf. Hansaplatz oder S-Bhf. Bellevue (http://www.adk.de).

Die Ergebnisse der Fachtagung werden zusammen mit einer »Good Practice-Sammlung« und ExpertInneninterviews in einem Band der UNESCO-Verbindungsstelle für Umwelterziehung beim Umweltbundesamt publiziert.

Die Veranstaltung wird gefördert mit Projektmitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und des Umweltbundesamtes.

 

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