PROFILBLATT

Kulturreferate / Bezirksheimatpflege der Bayerischen Bezirke

 

Die sieben Bayerischen Bezirke sind seit der Gründung des heutigen Freistaats Bayern 1946 in der Bayerischen Verfassung verankert.

 

1. Geschichte und Kontext

Entstanden sind die sieben Bezirke Ober- und Niederbayern, die Oberpfalz, Ober-, Mittel- und Unterfranken sowie Schwaben im frühen 19. Jahrhundert. Die Bayerischen Bezirke sind eine dritte kommunale Ebene, nicht zu verwechseln mit den Regierungsbezirken, die staatliche Behörden sind. Die Bayerischen Bezirke erfüllen öffentliche Aufgaben in den Bereichen Soziales, Gesundheit, Bildung, Kultur und Umwelt.

Die Kulturreferate bzw. -abteilungen der Bezirke verstehen sich als Kompetenz- und Servicezentren für die örtliche Kulturarbeit und Heimatpflege, um die kulturelle Infrastruktur und kulturelle Vielfalt in den Regionen zu stärken. Einer der Schwerpunkte liegt in der Unterstützung der Breiten- und Laienkultur.

 

2. Die Wirkungsgebiete und Grad ihrer Ländlichkeit

Die Bayerischen Bezirke decken das gesamte bayerische Staatsgebiet ab und umfassen zwischen 10 (Oberpfalz) und 23 (Oberbayern) Landkreise und kreisfreie Städte. Die Bezirksverwaltungen (inkl. Kulturreferate) haben ihren Sitz in der jeweiligen Bezirkshauptstadt, in vier Fällen sind das gemäß der Stadt- und Gemeindetypologie des BBSR Großstädte und in drei Fällen sind die Bezirkshauptstädte Mittelstädte. In der Regel ist die Bezirkshauptstadt auch die größte Stadt des Bezirks. Eine Ausnahme bildet hier Mittelfranken, dessen Bezirkshauptstadt nicht die Großstadt Nürnberg, sondern die kleine Mittelstadt Ansbach ist. Die Bezirksverwaltungen in den Mittelstädten (Landshut, Bayreuth und Ansbach) befinden sich gemäß Thünen-Typisierung im »eher ländlichen« Raum.

Der nach Thünen-Institut ländlichste Bezirk ist Niederbayern, der größte und am wenigsten ländlich geprägte ist der Bezirk Oberbayern mit der Landeshauptstadt München.

 

3. Durchführende Träger / Rechtsform

Die Bayerischen Bezirke sind kommunale Gebietskörperschaften, eine Zwischenebene zwischen den Landkreisen bzw. kreisfreien Städten einerseits und dem Freistaat andererseits. Die Kulturreferate bzw. -abteilungen sind Dienststellen der jeweiligen Bezirke.

 

4. Administratives Verhältnis zu Kreisverwaltungen

Es gibt keine formelle Beziehung zu den Kreisverwaltungen.

 

5. Aufgaben der Kulturreferate bzw. Bezirksheimatpfleger*innen

Die Bayerische Bezirke übernehmen Aufgaben, die die Zuständigkeit oder die finanziellen Möglichkeiten von Gemeinden, Landkreisen und kreisfreien Städten überschreiten. Im Kulturbereich sind dies folgende Aufgaben mit überörtlichem Bezug:

  • Information der interessierten Öffentlichkeit über das regionale Kulturschaffen
  • Beratung von Kulturfachkräften, Verbänden, Vereine und ehrenamtlich Engagierten über Kulturangelegenheiten
  • Organisation von fachlichem Austausch und Vernetzung von Kulturschaffenden und Kulturfachkräften
  • Vergabe von Fördermitteln für Kunst und Kultur
  • Denkmalpflege, Fachberatung und Förderung
  • Unterhalt eigener Kultur- und Bildungseinrichtungen

 

6. Formate, Instrumente und Arbeitsweise

  • Fachberatungen zu Laienspiel, Trachten und Volksmusik, Museums- und Ausstellungskonzepten, Popularmusik und Neue Medien
  • Träger von Beratungs- und Bildungseinrichtungen, z.B. KulturServiceStelle des Bezirks Oberfranken, Berufsfachschule für Musik des Bezirks Oberpfalz oder die Fachstelle Pop des Bezirks Schwaben
  • Vergabe von Zuschüssen für überörtliche Kulturveranstaltungen, -forschung, Publikationen und andere Projekte, überregional bedeutsame Kultureinrichtungen, Tagungen, Sudetendeutsche Heimatpflege und Projekte der grenzüberschreitenden Kulturarbeit (nach Förderrichtlinien); die Förderentscheidung trifft der Kulturausschuss des betreffenden Bezirks
  • Koordination und Organisation von Ausstellungen, Kursen zu allen Sparten und Kulturtechniken, Kulturveranstaltungen und Festivals mit regionalen Kulturschaffenden, zu traditionsbezogenen Themen wie auch zum aktuellen Schaffen (z.B. Gegenwartskunst, zeitgenössische Musik)
  • Träger von Kultureinrichtungen, wie Freilichtmuseen und weitere kulturgeschichtliche Museen, Archive, Bibliotheken, Galerien, Kunstmuseen, z.B. Schafhof – Europäisches Kunstforum Oberbayern, Internationale Musikbegegnungsstätte Haus Marteau des Bezirks Oberfranken
  • mobile Kulturangebote, z.B. Kulturmobil des Bezirks Niederbayern, Heimatmobil und App des Bezirks Oberpfalz
  • Vergabe von Denkmal-, Kultur- und Jugend-Kulturförderpreisen
  • Durchführung von Symposien, Tagungen sowie Fortbildungen, z.B. Unterfränkischer Museumstag, auch bezirkeübergreifend sowie mit landesweiten Institutionen
  • kulturfachliche Publikationen sowie CDs von Kulturschaffenden der Region
  • wissenschaftliche Forschung, auch in Zusammenarbeit mit Universitäten und Hochschulen
  • Förderung von Bezirksjugendringen, überregionalen Jugendbildungsstätten, Jugendkulturtagen und Jugendfilmfesten

 

7. Personelle und finanzielle Ausstattung

In vier der sieben Kulturreferate bzw. -abteilungen der Bayerischen Bezirke sind die Bezirksheimatpfleger*innen mit einem Team von rund 10 Mitarbeiter*innen (in Voll- und Teilzeit) tätig, über die anderen drei liegen keine Informationen vor.

Insgesamt gaben die Bezirke im Jahr 2021 rund 67 Mio. Euro für ihre Kulturaufgaben aus. Auf die Denkmalpflege entfallen davon über 8 Mio. Euro.

 

8. Finanzierung der Kulturreferate bzw. Bezirksheimatpfleger*innen

Die Bezirke erfüllen ihre Aufgaben auf Grundlage einer Umlagefinanzierung der Landkreise und kreisfreien Städte und Großen Kreisstädte. Darüber hinaus tragen auch die Leistungen des Freistaates Bayern im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs zur Finanzierung der Bezirke bei.

Quellen

Bayerischer Bezirketag (o.J.): Die sieben Bezirke, https://www.bay-bezirke.de/die-sieben-bezirke.html (letzter Zugriff: 20.12.2023)

Bayerischer Bezirketag (o.J.): Regionale Kulturarbeit, https://www.bay-bezirke.de/regionale-kulturarbeit.html (letzter Zugriff: 20.12.2023)

Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit (Hrsg.) (2023): Soziales, Gesundheit, Bildung und Kultur – Aufgaben du Alltag der Bezirke in Bayern, München

Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) (2020–2023): »Stadt- und Gemeindetypen in Deutschland«, https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/raumbeobachtung/Raumabgrenzungen/deutschland/gemeinden/StadtGemeindetyp/StadtGemeindetyp.html (letzter Zugriff: 24.11.2023)

Kraus, Werner (2015): »Dienstleister und Partner für die Kultur im ländlichen Raum. Die Bayerischen Bezirke«, in: Kulturpolitische Mitteilungen »Kultur in ländlichen Räumen«, Heft 151 (IV/2015), 2015, S. 42–43

Thünen-Institut Forschungsbereich ländliche Räume (Hrsg.) (2023): »Thünen-Landatlas, Ausgabe 24/11/2023«, Braunschweig, www.landatlas.de (letzter Zugriff: 24.11.2023)

 

Internetseiten der Bayerische Bezirke: https://www.bezirk-oberbayern.de/, https://www.bezirk-niederbayern.de, https://www.bezirk-oberpfalz.de/, https://www.bezirk-oberfranken.de, https://www.bezirk-mittelfranken.de, https://www.bezirk-unterfranken.de, https://www.bezirk-schwaben.de