Nach der erfolgreichen Phase der Etablierung und Ausdifferenzierung der Kulturellen Bildung, befindet sich dieses Handlungsfeld derzeit in einer Zeit der Neubestimmung. Viele Stiftungen haben sich aus der Förderung zurückgezogen und die bestehenden Programme müssen im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen anders ausgerichtet und weiterentwickelt werden. Die aktuelle Phase umfassender gesellschaftlicher Transformationen – im Kontext von Digitalität, Diversität und Nachhaltigkeit – machen auch in der Kulturellen Bildung einen Realty-Check notwendig: Wo steht das Feld heute? Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie? Was ist für die zukünftige Ausgestaltung des Praxisfelds wichtig? Wie muss sich Kulturelle Bildung aufstellen, um gegenwärtig und zukünftig dem eigenen Anspruch gerecht zu werden, möglichst vielen Menschen die Teilhabe zu ermöglichen? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich daher die nächste WebTalk-Reihe zur Zukunft der Kulturellen Bildung im Rahmen der Kulturpolitischen Akademie der Kulturpolitischen Gesellschaft. In fünf Sessions werden aktuelle Herausforderungen diskutiert und neue Potentiale herausgearbeitet.
Es ist Handlungsbedarf angesagt: Während Kultureinrichtungen weithin noch damit beschäftigt sind, ihre bewährten Angebote via Streaming an ihre Nutzer*innen zu bringen, befindet sich das kulturelle Verhalten im Kontext des postdigitalen Wandels in einem tiefgreifenden Veränderungsprozess. Welche Auswirkungen hat der Strukturwandel in Kulturorganisationen und das sich verändernde Publikumsverhalten auf die Angebote Kultureller Bildung? Welche neuen Formate, Kommunikations- und Interaktionsformen werden in den digital vermittelten Kulturräumen eingeübt und gebraucht? Und was bedeutet das für analoge Vermittlungsangebote vor Ort? Welche Auswirkungen haben diese Entwicklungen auf die Öffnung von Kultureinrichtungen und die Gewinnung neuer Publikumsgruppen?
Neue Schnittstellen sind gefragt: Die prognostizierte Verschärfung der sozialen Ungleichheit und die damit einhergehende Heterogenisierung und Polarisierung der Gesellschaft bedeuten für die die Kulturelle Bildung, gerade jene im Blick zu haben, die von der Ausschlussdynamik besonders betroffen sind. Um der gesellschaftlichen Desintegration und der Zerstörung demokratischer Errungenschaften entgegen zu wirken, braucht es neue Allianzen, die über ein traditionelles Kulturverständnis hinausweisen. Wo liegen Schnittmengen und wo sinnvolle Grenzziehungen zwischen den Handlungsfeldern der Kulturellen und Politischen Bildung? Wie kann Kulturelle Bildung zu einer Gemeinschaftsaufgabe für Praxis, Politik und Wissenschaft werden?
Bildungseinrichtungen stehen auf dem Prüfstand: Dem System Schule wird seit längerem Reformbedarf attestiert. Durch die Pandemie durchlaufen viele Bildungseinrichtungen eine durch äußere Umstände erzwungene und beschleunigte Transformation. Technologischer Fortschritt wurde und wird im Eiltempo nachgeholt. Dabei ist zu erwarten, dass, Wissensvermittlung auch weiterhin im digitalen Raum stattfinden wird und gleichzeitig die Bedeutung von Schule als sozialer Raum deutlich zunimmt. Wie gelingt es mit den Instrumentarien und Impulsen der Kulturellen Bildung möglichst konkret an diesen sich verändernden Lebensverhältnissen der Schule anzuknüpfen? Wie werden Schulen jetzt und zukünftig zu Orten Kultureller Bildung? Was braucht es zum gelingenden Zusammenwirken zwischen Schulen, Künstler*innen, Kultureinrichtungen und anderen Akteur*innen der Zivilgesellschaft?
Digitality, diversity and sustainability – make a reality check necessary in cultural education as well: Where does the field stand today? What impact did the Corona pandemic have? What is important for the future design of the field of practice? How must cultural education position itself in order to do justice to its own claim to enable as many people as possible to participate, both now and in the future? How can cultural education become a joint task for practice, politics and science? The web talk series deals with these and other questions. In our last web talk session we would be particularly interested to know what approaches are being taken in other European countries, what best-practice examples have been implemented that stand for successful outreach work, and what priorities are being set here.