Mehr Transformation wagen – gleich ab Montag

Wibke Behrens, Dr. Annette Jagla, Moritz von Rappard und Christopher Vila

31. Januar 2022

Ein Plädoyer für konkretes Handeln in der Kulturpolitik

Im Kulturbereich werden schon lange die bestehenden Arbeitsstrukturen hinterfragt. Dabei geht es um ein breites Themenspektrum von inakzeptablen und prekären Arbeitsbedingungen bis zu schwerem Machtmissbrauch. Längst wird über Möglichkeiten und Wege einer Transformation diskutiert. Auch gibt es bereits Ansätze und Praktiken von anderem Arbeiten und Institutionen oder Kommunen, in denen neue Strukturen erprobt werden.

In Anbetracht der Dringlichkeit von Veränderung plädieren wir dafür, Transformation nicht länger nur als den großen Wandel zu diskutieren, nach dem alles anders sein soll. Das Spektrum der Perspektiven und Potenziale ist zweifellos deutlich größer als das Entweder Oder von richtig oder falsch, Top Down oder Bottom Up. Neben der Auseinanderset­zung mit Führungsfragen liegt es nahe, immer auch das individuelle Tätigkeits- und Verantwortungsfeld im Hinblick auf seine Veränderbarkeit zu überprüfen: Was kann ich gleich nächsten Montag anders machen, ohne von jemandem abhängig zu sein, damit die Veränderung eintritt?

Wir sind davon überzeugt, dass mit dem Fokus auf die konkrete Umsetzung im Alltag eine Vielfalt von praktischen und ganz konkreten Schritten für das unmittelbare Handeln entsteht, die für die größeren Schritte sehr hilfreich ist.     

Somit scheint es nur sinnvoll, nicht länger an der einen ultimativen Strategie zu arbeiten und Zeit und Energie zu ver­lieren, wenn es darum geht, vermeintlich einen richtigen Weg zu definieren. Folgerichtig wäre es umso zielführender, diverse und denkbar offene Räume für den Austausch über verschiedene Herangehensweisen zu etablieren. Machen wir es uns doch zum Prinzip: die DO-THINK-Balance. Überall dort, wo es um das große Ganze geht, gewichtige Pa­piere und grundlegende Strategien, empfiehlt es sich, im Nebenraum in Ad-hoc-Teams mit unterschiedlichsten Erfah­rungen am Konkreten und Unmittelbaren zu arbeiten. Auf dass es für alle schneller voran geht!

Als einen Baustein dieser Strategie haben die Landes- und Regionalgruppen Berlin-Brandenburg und Hamburg der Kulturpolitischen Gesell­schaft zusammen mit dem Netzwerk Agile Kultur 2021 das Forum Kollegiale Beratung entwickelt. Ab 2022 bietet es – wo immer notwendig – und zudem viermal jährlich analog oder digital einen bereits jetzt schon bewährten Rahmen, in dem Menschen zusammenfinden und sich vernetzen können. Auf ko-kreative Weise arbeiten sie in einem vorgegebenen Setting gemeinsam an der Verbesserung individueller Arbeitssituationen und unmittelbar anwendbarer Arbeitswei­sen, Formate und Maßnahmen zum eigenen konkreten transformierten Handeln im Kulturbereich.

Autor*innen

Wibke Behrens, Dr. Annette Jagla, Moritz von Rappard und Christopher Vila.

Die Autor*innen sind Teil des informellen Netzwerks Agile Kultur, das sich für eine größere Innovationsorientierung im Kulturbereich engagiert. Die Mitglieder des Netzwerks arbeiten in Kulturinstitutionen, sind in der Beratung, in Verbänden, Vereinen oder in Stiftungen tätig und teilen das Interesse an einem Wandel in der Kultur.