Aktuelles

Generationenwechsel in der Kultur: Digitaler Stammtisch der Landesgruppe Baden-Württemberg

Datum & Zeit: Mittwoch 17. April 2024, 17:00 – 18:30 Uhr

In jüngster Vergangenheit hat der Kultursektor einen bedeutenden Generationswechsel durchlaufen. Die Vorreitergeneration, welche in den Folgejahren der tiefgreifenden sozialen Veränderungen der 60er und 70er Jahre kulturelle Zentren begründete, tritt nun den Rückzug an. Doch wie kann dieser Übergang erfolgreich gestaltet werden, und welche Herausforderungen ergeben sich daraus?

Wir laden Sie herzlich ein, sich mit uns diesem spannenden Thema zu widmen. Im Rahmen unseres digitalen Stammtisches werden wir mit zwei Personen sprechen, die unmittelbar von diesem Wandel betroffen sind und ihre Erfahrungen mit dem Übernehmen neuer Verantwortungen sowie dem Abschied von langjährigen Positionen teilen.

Menja Stevenson übernahm im Jahr 2020 die Leitung der Jukus Jugendkunstschule Kinderwerkstatt e.V. in Stuttgart. Diese Institution, die erste Jugendkunstschule in Baden-Württemberg, wurde 1972 vom Künstlerehepaar Ursula Thiele-Zoll und Dietmar Thiele ins Leben gerufen.

Laila Koller verließ nach 25 Jahren Engagement das E-Werk in Freiburg im Jahr 2022. Sie hinterließ ein Kulturhaus, das sich durch ein einzigartiges, spartenübergreifendes Programm auszeichnet.

Wir freuen uns darauf, mit Ihnen gemeinsam in einen Austausch zu treten und unterschiedliche Perspektiven auf den Generationenwechsel im Kulturbereich zu erkunden. Seien Sie dabei, um wertvolle Einblicke und Erfahrungen aus erster Hand zu erhalten. Moderation: Herr Clair Bötschi

Anmeldung über diesen Link: https://forms.gle/b5ihqz3dYT1cathg7

Rückblick

 
 

Zwischen Betriebsökologie und Transformation: Wie kann Klimaschutz in Kultureinrichtungen in Baden-Württemberg gelingen?

Rückblick auf die Veranstaltung am 22.11.2023 in Stuttgart

Zehn Kultureinrichtungen in Baden-Württemberg haben das Förderprogramm »Klimaschutz in Kultureinrichtungen« der Klimaschutzstiftung Baden-Württemberg durchlaufen. Mit Unterstützung von Expert*innen haben sie in den vergangenen Monaten die Emissionen ihres Kulturbetriebes bilanziert und Klimaschutzmaßnahmen abgeleitet. Der Abschluss des Programms und die zehn Einrichtungen – darunter die Staatstheater Stuttgart, das Substage Karlsruhe und das Literaturarchiv Marbach – waren der Anlass zur Veranstaltung.

Ziel der Veranstaltung war es, das Erlernte weiterzugeben, Förderprogramme vorzustellen, Erfahrungen auszutauschen und die Rahmenbedingungen für den Klimaschutz in Kultureinrichtungen zu diskutieren. Erfahrungsberichte des Theater Lindenhofs und des Zeppelin Museums Friedrichshafen veranschaulichten die alltäglichen Herausforderungen und Lösungen bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen. Beispiele waren die Kooperation mit einem Carsharing Unternehmen, um Besucher*innen des Theaters zur klimaschonenden Anreise im ländlichen Raum zu bewegen, oder die Sensibilisierung für den Verbrauch von Rohstoffen durch das Thema und die Gestaltung der Ausstellung »Into the deep« des Zeppelin Museums Friedrichshafen.

Welche Rahmenbedingungen benötigt Kultur, um Klimaschutz zu ermöglichen? Das war die Hauptfrage des anschließenden Podiums. Markus Korselt vom Stuttgarter Kammerorchester beschrieb die Komplexität der Kompensation von Emissionen und die Zeitintensität, die Nachhaltigkeitsmaßnahmen benötigen, während Detlef Groß, Nationaltheater Mannheim und Orchester des Wandels, auf die große Chance der Vermittlung eines Nachhaltigkeitsbewusstseins durch Kultur verwies. Stephanie Hock, KuPoGe-Landesgruppe Baden-Württemberg, sprach sich für die Berücksichtigung der heterogenen Kulturfinanzierung und Kooperation (Nachhaltigkeit als Querschnittsaufgabe) bei künftigen Fördermaßnahmen aus. Potenzial läge außerdem darin, Kultur als vierte Dimension der Nachhaltigkeit zu verankern und ihre lösungsorientierten, vermittelnden Effekte ebenfalls zu bemessen.

Das Förderprogramm »Klimaschutz in Kultureinrichtungen« wird demnächst fortgesetzt und in der kommenden Ausschreibung für private Kultureinrichtungen geöffnet.

Die Veranstaltung der Klimaschutzstiftung fand in Kooperation mit den Staatstheatern Stuttgart und mit freundlicher Unterstützung der KuPoGe-Landesgruppe Baden-Württemberg statt.

Rückblick: Fördersysteme in Kultur und Landwirtschaft
Ein Strukturgespräch zwischen dem Ökonom Prof. Dr. Mathias Binswanger, dem Bio-Bauern Lukas Hartenberg und Clair Boetschi, Künstler.

Veranstaltung vom 14.10.23 im Rahmen der multimedialen Kunst-Ausstellung »Orientation Matters«, im Projektraum des Kunstverein Wagenhalle in Zusammenarbeit mit der Landesgruppe Baden-Württemberg der Kulturpolitischen Gesellschaft (KuPoGe).

Die eingeladenen Gäste und Zuhörer*innen fanden sich an einer langen Tafel ein, auf der eine übergroße Excel-Tabelle, die den Förderantrag der Ausstellung darstellte, als Tischdecke bedeckte. Es handelte sich dabei um eine künstlerische Arbeit des Künstlers Clair Bötschi, mit dem schönen Titel »Tischlein deck dich«, die die Angewiesenheit der Kunst auf Förderung mit ihren spezifischen Bedingungen thematisiert.

Als Ausgangspunkt des anschließenden Gesprächs markierte Clair Bötschi die Verbindung zwischen Kultur und Landwirtschaft als Ursprung der Kultur (cultura). Folgerichtig hielt der Schweizer Ökonom Binswanger fest, dass sowohl die Landwirtschaft als auch ein Großteil der Kulturproduktion in seinem Heimatland der Schweiz ebenso wie in Deutschland ohne staatliche Förderung nicht möglich wären. Ziel der Förderung sei der grundsätzliche Erhalt der Landwirtschaft, der die Versorgungssicherheit der Bevölkerung im eigenen Land garantiert, Abhängigkeiten von Importen minimiert und für den Erhalt der Kulturlandschaft sorgt. Bei der Kultur ist es ähnlich, wenn man das Ziel einer lebendigen und vielfältigen Kulturlandschaft (im übertragenen Sinne) vor Augen hat.

Nun sind die Rahmenbedingungen der Fördersysteme in Kultur und Landwirtschaft sehr verschieden. In der Landwirtschaft geht es stärker um politische Ziele mit definierten Indikatoren, festgelegten Kulturen und Anbauzielen sowie einer automatisierten Überwachung, wie der Demeter Landwirt Lukas Hartenberg ausführte. Dagegen bestimmt ein Innovationszwang, welcher sich in den inszenierten Förderwettbewerben widerspiegelt, die derzeitige Kulturförderung. So führt der Künstler Bötschi an, dass sich Kulturakteur*innen vor der Mammutaufgabe befinden, für ursprünglich kunstferne Bereiche Lösungsvorschläge zu liefern, um schließlich mit ihrer Kunstproduktion weiterhin relevant zu sein. Trotz vieler Freiheiten würden in der Kultur politische Ziele, wie z.B. Nachhaltigkeit oder Diversität, eine immer größere Rolle spielen. Dass Ästhetik und Gestaltung in den Hintergrund rücken, liege an den Förderstrukturen selbst, die versuchen, durch Indikatoren Qualität zu messen und doch daran immer wieder scheitern.

Qualität könne nicht gemessen werden, wie Professor Binswanger ausführte. Aber anstatt diesen Fakt anzuerkennen, werden immer mehr und feinere Indikatoren gesucht, die Ziele dauernd verändern und im gesamten mehr Bürokratie schaffen. Dies führe zu einer Verschiebung von Verantwortung in den unterschiedlichen Bereichen. Nicht mehr der Landwirt sei für seine Kulturen verantwortlich, sondern die abstrakte Hand der Förderung. Bei der Kultur würde sich angepasst werden und je nach Trendthema unterschiedliche Themen (in immer schnelleren Wechseln) bespielt.

Die Arbeit der Bäuer*innen und Künstler*innen ist aber durch eine große Eigenständigkeit und Entscheidungsstärke geprägt. Die Fördersysteme führen durch das Misstrauen und die externen Zielvorgaben zu einem Motivationsverlust und damit einem Verlust von Qualität. Sei es dadurch, dass der Landwirt nicht mehr in Generationen denkt oder die Förderinstitutionen als Zielgruppe für Künstler*innen wichtiger erscheinen als das Publikum. Die Lösung für dieses Dilemma wären Förderstrukturen, welche die intrinsische Motivation erhalten und stärken: mehr Grundförderung anstatt Einzel- bzw. Projektförderung und mehr Vertrauen in die Fähigkeiten der individuellen Akteur*innen anstatt normierter Ziele.

Auch gegenseitige Lernerfahrungen ließen sich am Ende des Gesprächs ableiten. So könne sich die Landwirtschaftsförderung von der Kultur abschauen, dass es Experimentieren und Neues Denken braucht, um mit den veränderten Umweltbedingungen im Heute und in der nahen Zukunft zu bestehen. Die Kulturförderung könne dahingegen lernen, wie wichtig ein funktionierender Markt neben dem Fördersystem ist, damit es nach Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich im übertragenen Sinne nicht zu einer Förderkunst ohne Nachfrage und Nachfragekunst ohne ästhetische Sprengkraft wird. Denn Landwirtschaft und Kultur sind essenziell für unsere Gesellschaften und gerade hier sollte Bürokratie abgebaut und Autonomie gestärkt werden, um eine vielfältige Kulturlandschaft zu erhalten.

Bild vom Strukturgespräch. Von Links: Lukas Hartenberg (Landwirt NRW) Clair Bötschi (Künstler) und Prof. Dr. Mathias Binswanger (Ökonom und Professor für Volkswirtschaftslehre)

Liebe Mitglieder der Kulturpolitischen Gesellschaft in Baden-Württemberg,

wir laden Sie herzlich zur Veranstaltung

Zwischen Betriebsökologie und Transformation: Wie kann Klimaschutz in Kultureinrichtungen in Baden-Württemberg gelingen?

am Mittwoch, den 22.11.2023, von 15.00 -18.00 Uhr
in die John-Cranko-Schule, Werastr. 27, 70182 Stuttgart ein.

Die Klimaschutzstiftung Baden-Württemberg hat letztes Jahr das Programm „Klimaschutz in Kultureinrichtungen“ ins Leben gerufen. Es ist das erste seiner Art in Baden-Württemberg und unterstützt gezielt Kulturbetriebe auf ihrem Weg zu einer umfassenden Klimaschutzstrategie. Seit dem Beginn im November 2022 haben zehn Kultureinrichtungen mit Sitz in Baden-Württemberg aus verschiedenen Sparten am Programm teilgenommen, darunter das Nationaltheater Mannheim, das Theater Lindenhof und die Enjoy Jazz gGmbh.

Zum Programmabschluss lädt die Klimaschutzstiftung in Kooperation mit den Staatstheatern Stuttgart und mit freundlicher Unterstützung der KuPoGe Baden-Württemberg ein.

Die Veranstaltung eröffnen Christoph Dahl, Geschäftsführer Baden-Württemberg Stiftung, und Arne Braun, Staatsekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Die Key Notes halten Marc-Oliver Hendriks, Intendant Staatstheater Stuttgart, und Marc Grün, Leiter des Referats Medien und Film, Populäre Kultur, Soziokultur, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Das vollständige Programm finden Sie hier.

Teilnehmer*innen der Veranstaltung können

  • aus erster Hand Einblicke in die Klimaschutzstrategie der geförderten Kultureinrichtungen erhalten und sich inspirieren lassen.
  • sich über aktuelle Förderprogramme für Betriebsökologie informieren.
  • an einer Podiumsdiskussion teilnehmen, die das Spannungsfeld zwischen Klimaschutz und Finanzierbarkeit in der Kulturlandschaft beleuchtet.

Eine Anmeldung ist auf der Website der Klimaschutzstiftung erforderlich.

Wir freuen uns auf Sie!

Herzliche Grüße,

Stephanie Hock für das Sprecher*innenteam der Landesgruppe Baden-Württemberg

Portrait

Die Sprechergruppe der Kulturpolitischen Gesellschaft Baden-Württemberg hat sich als Auftrag gesetzt, kulturpolitisch relevante Themen aufzugreifen und zur Diskussion zu stellen. Die rund 150 Mitglieder in Baden-Württemberg verstehen wir als Netzwerk, die wir miteinander und mit weiteren Kulturschaffenden ins Gespräch bringen wollen. Unser Ziel ist es auch, fachliche Impulse für Kulturpolitik und Kulturbetriebe zu setzen, um einen wertvollen Erfahrungsaustausch zu erreichen. Der Großflächigkeit des Landes wollen wir gerecht werden, indem wir regional bezogene wie auch zentrale Veranstaltungen anbieten.

Die fünf Sprecher:innen kommen aus unterschiedlichen Bereichen wie der Kulturverwaltung, der Soziokultur, der Kunst und Kreativwirtschaft und sind ebenso in unterschiedlichen Regionen Baden-Württembergs zu Hause – unter anderem in Freiburg, Karlsruhe und Stuttgart.

Wir stehen als Ansprechpartner:innen für die Mitglieder und Kulturschaffenden in Baden-Württemberg zur Verfügung und sind offen für ihre Fragen, Bedarfe und Anregungen.

An einer Mitgliedschaft und Kooperation Interessierte sind herzlich eingeladen, mit der Sprechergruppe Kontakt aufzunehmen.

Sprecher*innen der Regionalgruppe sind Felicia Maier, Laila Koller, Stephanie Hock, Clair Bötschi, Dr. Marta Schmidt (v.l.n.r.)[/caption]

Kontakt Sprecher*innen:

Felicia Maier, Laila Koller, Stephanie Hock, Clair Bötschi, Dr. Marta Schmidt

Email: ba-wue@kupoge-regional.de
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