EXKLUSIVE MITGLIEDERVERANSTALTUNG
für die Mitglieder der Landesgruppe Thüringen
Teilnahme nur nach bestätigter Anmeldung!

»Die Veranstaltung wird verschoben. Der neue Termin wird zeitnah bekanntgegeben.«

EINLADUNG
Mit der nächsten Zusammenkunft am 24. Mai 2022 um 18.00 Uhr im Dezernat Kultur und Stadtentwicklung, Benediktsplatz 1 (2. OG) Erfurt wollen wir ein neues Format einführen: »Aktuelle Texte zur Kulturpolitik«. Vorgestellt werden Texte, die mittelbar oder unmittelbar mit Kulturpolitik zu tun haben und für gegenwärtige Debatten erschlossen werden sollen. Im Zentrum steht die Vermittlung der Inhalte (man muss die Bücher also vorher nicht gelesen haben) und deren gemeinsame Reflexion.
Zur Premiere des Formats werden von Tobias J. Knoblich drei Bücher vorgestellt, die miteinander in Beziehung gesetzt werden:

  • Lars Distelhorst: »Kulturelle Aneignung«, Hamburg 2021: Edition Nautilus
  • Sophie Schönberger: »Was soll zurück? Die Restitution von Kulturgütern im Zeitalter der Nostalgie«, München 2021: CH Beck
  • Bénédicte Savoy: »Die Provinienz der Kultur. Von der Trauer des Verlusts zum universalen Menschheitserbe«, Berlin (2)2018: Matthes & Seitz

»Kulturelle Aneignung« fragt danach, welche kulturellen Bestände eine »Dominanzkultur« sich aus anderen, vor allem benachteiligten, unterdrückten Kulturen zu eigen machen, verfremden oder folklorisieren darf. Hier geht es um aktuelle Konzepte von Kultur und Identitätspolitik. Kulturpolitisch interessant und wichtig ist das Thema, da es letztlich auch Sensibiltität im Umgang mit Symbolen, Zitaten und bei der Umsetzung inter- bzw. transkultureller Arbeit einfordert. Der Begriff „Kulturelle Aneignung“ stammt aus der angelsächsischen Debatte (Cultural appropriation) und wird durch Distelhorst erstmals systematisch diskutiert. Bisher kursierten vereinzelt Positionen (meist aus der Perspektive Betroffener im Kontext von Race, Postkolonialismus und Macht) oder eben starke Ablehnungen (etwa von Sahra Wagenknecht (»Die Selbstgerechten«), die das gesamte maßgebliche linksliberale Milieu angreift.

Ein wichtiger Aspekt der Debatte um »Kulturelle Aneignung« ist der Postkolonialismus. Durch die bisher nur unzureichende Aufarbeitung kolonialer Verstrickungen bestehen Denk- und Verhaltensmuster fort, die andere Menschen und Gruppen bewusst oder unbewusst unterdrücken, beleidigen oder kränken. Außerdem verfügen wir über Kulturgüter, die uns nicht zustehen und die Geschichte der widerrechtlichen Aneigung kultureller Bestände anderer fortsetzen – so die Haltung, über die man diskutieren muss. Sophie Schöneberger hat sich aus kulturrechtlicher Perspektive damit befasst und ein interessantes, klares Buch geschrieben, das juristische, erinnerungspolitische und ethische Dimensionen analysiert und Einblicke in unseren Umgang mit dem Thema erlaubt, die kulturpolitisch hilfreich sein könnten.

Savoy ist eine Leitfigur in der Debatte um Gerechtigkeit im Umgang mit Kulturgütern. Sie hat für Macron, der 2017 die Rückgabe kolonialer Bestände an die Herkunftsländer versprach, die maßgeblichen Sammlungen französisicher Museen analysiert und zeitweise das Humboldt Forum Berlin beraten, das sich erklärtermaßen zum Hostpot einer (inter-)kulturellen Verständigung entwickeln möchte. Savoy denkt vor diesem Hintergrund kulturelles Menschheitserbe neu. Es ist also etwas in Bewegung gekommen, das die bekannten Ordnungen des Diskurses, des Repräsentierens und Tradierens in Frage stellt. »Kulturelle Aneigung« wird ein größeres Thema werden, weil es die Macht des Westens und seine Dominanz fundamental in Frage stellt. 

Um Anmeldung unter Erfurterdebatte@gmx.de wird gebeten!

Portrait

Die Landesgruppe Thüringen gehört mit knapp 20 Mitgliedern gleichfalls zu den kleinen Regionalverbänden der Kulturpolitischen Gesellschaft. Ein geographisches Zentrum war lange Zeit Weimar, wo Steffen Höhne von der dortigen Hochschule für Musik die Aktivitäten koordinierte. Daneben hat sich in Erfurt ein weiteres Standbein der Regionalarbeit gebildet, zumal die Landeshauptstadt Dienstsitz des Präsidenten Tobias J. Knoblich ist. Seit Mitte 2013 wirkt dort die »Thüringer Debatte zur Kulturpolitik«, die jeweils ausgesuchte Themen wie » Innovative Rechtsformen für die Kultur«, »Migration«, » Kulturpolitik und Lobbyarbeit« oder »Stiftungen« aufgreift, aber auch aktuelle Entwicklungen der Landeskulturpolitik erörtert.

Organisatorisch betreut und inhaltlich vorbereitet von Sylvie Knoblich, der Sprecherin der KuPoGe-Landesgruppe, ist der Veranstaltungsort Alte Synagoge in Erfurt zu einem zentralen kulturpolitischen Diskursort geworden, der immer öfter auch Nicht-KuPoGe-Mitglieder anspricht. Die Attraktivität des Angebots liegt auch darin begründet, dass mit der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen ein Sponsor gefunden wurde, der die kulturpolitische Veranstaltungsreihe regelmäßig unterstützt. Gegenwärtig laufen die Planungen für 2019, die wiederum ein breites Themenspektrum abdecken sollen, ohne den Bezug zur Landes- und kommunalen Kulturpolitik aus den Augen zu verlieren.

Kontakt

Sylvie Knoblich • Erfurterdebatte@gmx.de